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vom Forum e.V.

„Zum Altar Gottes will ich treten“


Unter diesem Zitat aus Psalm 42 stellte Klosterarchivar und -bibliothekar Jörg Ditscheid im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Forums Abtei Marienstatt e.V. die Altäre der Marienstatter Basilika vor.

In einem weiten zeitlichen Bogen von knapp 800 Jahren zwischen der ersten überlieferten Altarweihe um 1250 und heute referierte er – untermalt von vielen Bildern – sehr anschaulich über das, was war und das, was heute (noch) vorhanden ist.
 Der erste Altar in der Basilika ist der Hochaltar, an dem die Mönche noch heute an Werktagen das Konventamt feiern. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr er jedoch manche Änderungen. Zwar entspricht die heute Form weitgehend der mittelalterlichen. Ab der Barockzeit bis Anfang der 1970er Jahre befand er sich jedoch auf einem mehrstufigen Podest. Zeitweise stand wohl auch auf ihm auf der nach Osten weisenden Seite das Ursularetabel. Beim letzten Neuaufbau wurden Überreste gefunden, die sich nach der Restaurierung als besondere Kostbarkeit herausstellten: Das Kästchen aus Elfenbein mit Messingbeschlägen ist eine mittelalterliche Arbeit mit arabisch-normannischen Formen aus Sizilien und diente vermutlich der Aufbewahrung von Reliquien. Heute ist es als Dauerleihgabe im Diözesanmuseum in Limburg sicher ausgestellt.
In der Frühzeit befanden sich bereits weitere Altäre im Kapellenkranz und an den Nischen der Nordwand des Querhauses sowie einer für die Laienbrüder im Langhaus. Insgesamt sind 1324 15 Altäre in der Kirche genannt.
Dreifaltigkeitsaltar Dreifaltigkeitsaltar In der Barockzeit kamen unter Abt Benedikt Bach (reg. 1688 – 1720) weitere Altäre in die Kirche, so die drei Marmoraltäre, die heute noch im südlichen Seitenschiff stehen. Während der Dreifaltigkeitsaltar zunächst in der Zentralkapelle des Kapellenkranzes stand, bildeten die beiden anderen in Höhe der heutigen Chorgitter die Abtrennung zwischen Langhaus und dem Mönchschor.
Marienstatt Klosterkirche 1818 (Ölbild aus Mehrerau) Marienstatt Klosterkirche 1818 (Ölbild aus Mehrerau) In die Kirche kam ein monumentaler Hochaltaraufsatz, der den Chor in seiner gesamten Höhe ausfüllte und in dem sich lebensgroße Skulpturen aus Holz befanden.
Fünf weitere Altäre mit Holzaufbau kamen vor die vorderen Säulenpaare im Langhaus und boten in der weiß getünchten Kirche ein farbenfrohes Bild, wie sich auf dem Ölbild von 1818 zeigt.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die barocken Altäre bzw. Aufsätze aus Holz aus der Kirche entfernt und sind bis auf einen, der sich heute in der Abtskapelle befindet, und die Mittelreliefs der übrigen, die heute im Kapitelsaal aufgehängt sind, nicht mehr vorhanden.
Altar im südlichen Querhaus (1896) Altar im südlichen Querhaus (1896) 1896 wurden nach Umbauten die damals vorhandenen Altäre im Kapellenkranz neu geweiht.
Danach wurde eine neugotische Einrichtung angeschafft, so ein Aufsatz für den Hochaltar und neue querstehende Holzaltäre zur Abtrennung zwischen Chor und Langhaus. Lange hatten sie keinen Bestand. Bereits in den 1930er Jahren wurden sie wieder entfernt.
Zogmayer-Altar von 2009 Zogmayer-Altar von 2009 Es folgten Provisorien im Bereich des heutigen Pfarraltars, ehe dort 1973 der große Bronzealtar von Egino Weinert aufgestellt wurde. Auch er hatte keine lange Standzeit, sondern wurde mit der Restaurierung der Kirche ab 2000 entfernt. Heute dient er der Benediktinerabtei Ndanda in Tansania als Altar. 2009 wurde der neue Pfarraltar des Wiener Künstlers Leo Zogmayer aufgestellt. Er besteht aus Basaltlava und hat die Form einer Halbkugel.
 Im Volksmund wird in Marienstatt noch von einem weiteren Altar gesprochen, dem sog. Ursulaaltar. Er ist jedoch kein Altar im eigentlichen Sinn, an dem die Eucharistie gefeiert werden kann, sondern ein Retabel, dass der Aufbewahrung von Reliquien dient. Im Laufe der Jahrhunderte hat es verschiedene Standorte erlebt: Lange Jahre hindurch nahe bei oder auf dem Hochaltar, dann ab der Barockzeit im nördlichen Querhaus mal an der Außenwand, mal vor dahinter befindlichen Orgeln, ehe es vor gut 50 Jahren wieder den heutigen Standort erhielt.

Lang anhaltender Beifall war der Dank des gespannt zuhörenden Auditoriums für den Referenten Jörg Ditscheid und seine geballte Information, die selbst für Kenner der Abtei und ihrer Geschichte noch Neues bot.


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