Die siebte Apostelfigur ist restauriert
Es ist wahrlich ein großes Projekt, die 12 barocken Apostelfiguren zu restaurieren. Doch die Abtei Marienstatt und das Forum haben sich das Ziel gesetzt, es anzupacken. Mit Hilfe des Bistums, das auch die Bedeutung der Figuren anerkannt hat, gehen wir Schritt für Schritt voran. Mittlerweile ist die siebte Figur restauriert worden und strahlt in „neuem“ Glanz.
(Foto: Foto: Dirk Schmidt)
Die überlebensgroßen Figuren, vermutlich aus Lindenholz geschnitzt, entstanden im frühen 18. Jahrhundert im Stil des „Hadamarer Barocks“.
Dieser Stil geht aus von einem umfangreichen Bauprogramm in Hadamar unter dem Regenten Prinz Franz Bernhard (1637–1695) aus der jüngeren Linie des Hauses Nassau-Hadamar. Die vorwiegend in der Sakralkunst tätige Bildhauerschule schuf u.a. charakteristische Skulpturen mit einem sehr stark ausgeprägten, flachschnittigen Faltenwurf, einer länglichen Kopfform und besonders üppige Haarlocken. Hinzu kommt eine ausdrucksstarke Gestik.
Auch die jetzt restaurierte Figur zeigt diese typischen Eigenschaften.
Die barocke Ausstattung der Abteikirche, die unter Abt Benedikt Bach (1688 – 1720) erfolgte, ist geprägt vom „Hadamarer Barock“. Erhalten sind aus dieser Zeit insbesondere noch die drei Altären, die sich heute im südlichen Seitenschiff befinden. Teil der Ausstattung waren auch 12 Apostelfiguren, die an den beiden Wänden des Langhauses oberhalb der massiven Säulen zu den Seitenschiffen angebracht waren. Auf einem Gemälde aus Mehrerau aus dem Jahre 1818 ist der barocke Kirchenraum mit den Skulpturen an der Wand dargestellt worden. Sie haben dort eine überwiegend blaue Fassung mit vergoldeten Bordüren und roten Stiefeln und Büchern.
Die Apostelfiguren befanden sich dort bis Ende des 19. Jahrhunderts. Sie mussten damals der neugotischen Umgestaltung der Abteikirche nach der Wiederbesiedlung von Marienstatt weichen. Sie kamen zunächst auf den Speicher. Von dort gelangten sie in die Klosterbibliothek, wo sie auf der Galerie zu einem Blickfang wurden.
(Foto: Foto: Dirk Schmidt)
Die Apostelfiguren, die im Eigentum der Abtei stehen, haben einen sehr großen künstlerischen und historischen Wert. Zwar können sie in den seltensten Fällen einem konkreten Apostel zugeordnet werden, da die typischen Attribute weitgehend fehlen. Sie sind jedoch noch vollständig erhalten und geben seltenes Bild großskulpturaler Arbeiten des „Hadamarer Barocks“, da im Laufe von mehr als 300 Jahren viele Kunstwerke dieser Bildhauerschule verloren gegangen sind.
Die Abtei Marienstatt kann sich glücklich schätzen, solche Beispiele eines lebendigen und regionaltypischen Barocks in ihren Mauern zu haben. Es ist aber gleichzeitig auch eine Verpflichtung, dieses Erbe der Nachwelt zu erhalten.
Und deshalb wird in diesem Jahr die achte Figur restauriert.
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