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Rückschau

vom Forum e.V.

Halbzeit - Die sechste Apostelfigur ist restauriert


Es ist eine Mammutaufgabe. Doch jetzt ist die Hälfte geschafft. Auch die sechste Apostelfigur strahlt in “neuer Pracht und Herrlichkeit”. Doch das Projekt geht weiter.

Denkt man an Marienstatt, denkt man zunächst an die gotische Abteikirche. Dann aber kommt schon die barocke Klosteranlage aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Abtei Marienstatt verfügt aber auch über sehr beachtliche barocke Kunstwerke, die in Vollständigkeit einzigartig sind. Die rede ist von den Apostelfiguren.

Diese überlebensgroßen Figuren, vermutlich aus Lindenholz geschnitzt, entstanden im frühen 18. Jahrhundert im Stil des „Hadamarer Barocks“.
Dieser Stil geht aus von einem umfangreichen Bauprogramm in Hadamar unter dem Regenten Prinz Franz Bernhard (1637–1695) aus der jüngeren Linie des Hauses Nassau-Hadamar. Die vorwiegend in der Sakralkunst tätige Bildhauerschule schuf u.a. charakteristische Skulpturen mit einem sehr stark ausgeprägten, flachschnittigen Faltenwurf, einer länglichen Kopfform und besonders üppige Haarlocken.
Marienstatt Klosterkirche 1818 (Ölbild aus Mehrerau) Marienstatt Klosterkirche 1818 (Ölbild aus Mehrerau) Die barocke Ausstattung der Abteikirche, die unter Abt Benedikt Bach (1688 – 1720) erfolgte, ist geprägt vom „Hadamarer Barock“. Erhalten sind aus dieser Zeit insbesondere noch die drei Altären, die sich heute im südlichen Seitenschiff befinden. Teil der Ausstattung waren auch 12 Apostelfiguren, die an den beiden Wänden des Langhauses oberhalb der massiven Säulen zu den Seitenschiffen angebracht waren. Auf einem Gemälde aus Mehrerau aus dem Jahre 1818 ist der barocke Kirchenraum mit den Skulpturen an der Wand dargestellt worden. Sie haben dort eine überwiegend blaue Fassung mit vergoldeten Bordüren und roten Stiefeln und Büchern.
Die Apostelfiguren befanden sich dort bis Ende des 19. Jahrhunderts. Sie mussten damals der neugotischen Umgestaltung der Abteikirche nach der Wiederbesiedlung von Marienstatt weichen. Dem damaligen Abt Dominikus Willi missfiel der von ihm bezeichnete barocke „Zopfstil“. Im Unterschied zu anderen Ausstattungstücken, wie zum Beispiel dem monumentalen Hochaltar, wurden die Apostelfiguren jedoch nicht zerstört, sondern kamen „nur“ auf den Speicher. Von dort gelangten sie in die Klosterbibliothek, wo sie auf der Galerie zu einem Blickfang wurden. Ihr Zustand verschlechterte sich jedoch weiter, wenn sie auch wurmfrei gehalten werden konnten.‘

Auf Initiative des Forums Abtei Marienstatt werden diese 12 Apostelfiguren nun nach und nach wissenschaftlich untersucht und sodann gesichert und restauriert. Den damit verbundenen finanziellen Aufwand teilen sich Abtei, Bistum und das Forum.

 Drei der Skulpturen haben noch eine polychrome (mehrfarbige) Fassung in der ursprünglichen überwiegend blauen Farbgebung.
Die anderen sind heute monochrom (einfarbig) mit vergoldeten Bordüren. Warum und wann die auch bei diesen Figuren zuvor bunte Fassung auf barockes Polierweißimitat überarbeitet wurde, ist unklar. Fest steht jedoch, dass die polychrome Fassung weitgehend abgeblättert oder auch bewusst entfernt wurde, so dass heute nur noch wenige Fragmente der ursprünglich bunten Fassung erhalten sind. Einzelne Fragmente der Blaufassung befinden sich im Regelfall vor allem in Faltentiefen, rosa Fragmente befinden sich an Händen, im Gesicht und an den Füßen.
Die jetzige Sichtfassung vor der Restaurierung war nur eine Ausbesserungsfassung, die große Teile des ursprünglichen Kreidegrunds mit einbezog. Auf den Höhen war die Grundierung schon großflächig abgeblättert, daher wurden bei einer früheren Bearbeitung vor allem die Höhen großzügig mit neuem Kreidegrund ergänzt. Um diesen heller stehenden Kreidegrund gut einzubinden, wurden die Skulpturen mit einem Überzug überstrichen, der heute relativ vergilbt bzw. vergraut steht.
Mit der Restaurierung werden zum einen der Bestand gesichert sowie fehlende Teile ergänzt und zum anderen die Figur retuschiert und neu überzogen.

 Die Apostelfiguren, die im Eigentum der Abtei stehen, haben einen sehr großen künstlerischen und historischen Wert. Zwar können sie in den seltensten Fällen einem konkreten Apostel zugeordnet werden, da die typischen Attribute weitgehend fehlen. Sie sind jedoch noch vollständig erhalten und geben seltenes Bild großskulpturaler Arbeiten des „Hadamarer Barocks“, da im Laufe von mehr als 300 Jahren viele Kunstwerke dieser Bildhauerschule verloren gegangen sind.

Die Abtei Marienstatt kann sich glücklich schätzen, solche Beispiele eines lebendigen und regionaltypischen Barocks in ihren Mauern zu haben. Es verpflichtet aber gleichzeitig auch, dieses Erbe der Nachwelt zu erhalten.
Vorgesehen ist, dass die Restaurierung aller Apostelfiguren in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre abgeschlossen sein soll. Dazu sind weiter erhebliche finanzielle Kraftakte notwendig, die nur über Spenden finanziert werden können.

Wenn Sie dabei helfen wollen, wenden Sie sich bitte an die Patres von Marienstatt oder überweisen sie Ihre Unterstützung an das Forum Abtei Marienstatt e.V. (IBAN: DE45 5735 1030 0000 1308 98, BIC: MALADE51AKI). Alle Spenden sind steuerlich absetzbar.


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