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vom Forum e.V.

Neues Kreuz mit altem Korpus auf altem Pfarrfriedhof eingesegnet


Nach langen Vorbereitungen wurde vor einigen Wochen ein neues Kreuz auf dem Alten Pfarrfriedhof als gemeinsames Projekt des Forums und des Ortausschusses Marienstatt errichtet. Jetzt wurde es im Rahmen einer gut besuchten Andacht von Pfarrer Benedikt Wach und Prior Administrator P. Benedikt Michels O.Cist. feierlich eingesegnet.

Die Einsegnung:

Stehen nicht Kreuze in ausreichender Zahl in Marienstatt? Wozu bedarf es eines weiteren Kreuzes? Diese Fragen warfen der Vorsitzende des Ortsausschusses Marienstatt, Matthias Schneider, und Pfarrer Wach auf.
 Matthias Schneider sah in dem Umstand, dass hier früher schon ein Kreuz stand, nur eine mögliche Argumentation. Die Historie allein reiche aber als Begründung nicht aus. Die Aussagekraft eines Kreuzes generell und dazu noch die passende Stelle inmitten des neuen Kreuzweges auf dem alten Friedhof und die geradlinige Ausrichtung zu den Kreuzen auf dem Mönchsfriedhof und im Kräutergarten zeigten weitere, tiefgründigere Argumente auf wie etwa das der Orientierung, der Ausrichtung auf Jesus hin.

Wegen der Bedeutung des Kreuzes für den Ort, die Menschen und deren Glauben ist es auch wichtig und angezeigt, dieses neue alte Kreuz einzusegnen.

 Pfarrer Wach beantwortet diese Fragen mit einem Verweis auf Kapitel 12 des Johannes-Evangeliums. Dort heißt es auszugsweise: „Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde“. 

In seinem Impuls wies er ergänzend und auslegend auf folgendes hin:
„Ein anstößiges Zeichen ist das Kreuz schon immer gewesen.
Der Gesellschaft, in der die erste Generation des Christentums gewachsen ist, galt es als Zeichen der Schande. So wurde es auch nicht unmittelbar zum ultimativen Erkennungszeichen der neuen Kirche. Man hatte Angst, darüber verspottet zu werden.
In vielen späteren Generationen ist es ebenso in die Diskussion geraten, nicht nur als Symbol des Christentums, und damit auch ein Symbol all dessen, was durch menschliche Schwäche auch von Christen völlig falsch gelaufen ist.
Auch als Symbol an sich: Ein Folterwerkzeug als Kennzeichen einer Religion? Und dann noch so plastische Darstellungen des Gekreuzigten, wie beim Isenheimer Altar. Ist das angemessen? Oder nicht etwa gruselig?
 Gerade auf einem Friedhof aber zeigt das Kreuz, wofür es wirklich steht: Es erhebt sich über das Gräberfeld. Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen, so hat es Jesus den Jüngern hinterlassen. Später konnte man nicht anders, als das als ein Programm des Auferstandenen zu deuten: Auferstanden aus dem Grab, zieht er alle an sich, die auch in der Erde liegen. Er schließt sie ein in sein Ostern.
Im Evangelium war von Verherrlichung die Rede – das Kreuz ist das Zeichen für die Verherrlichung des Herrn im Reich Gottes geworden.
Es ist eine bildhafte Erinnerung daran, dass die Toten nicht vergessen sind. An diesem Alten Friedhof wird das mit den Augen sichtbar: Die Gräber derer, die hier sind, sind uns inzwischen verborgen, die Geschichte ist über sie hinweggegangen. In der Erinnerung lebst du weiter, heißt es oft in Traueranzeigen. Die Erinnerung an viele, die hier begraben wurden, ist längst erloschen.
Sind sie dadurch nun endgültig gestorben: Das Kreuz hier lehrt und zeigt uns: Nein. Der von der Erde erhöhte Herr hat sie an sich gezogen. Ich vergesse dich nicht, heißt es bei Jesaja. Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.“

Zur Historie:

Der Bereich nördlich der Basilika zur Nister hin diente bereits lange vor der Säkularisation als Friedhof der Abtei, auf dem die verstorbenen Mönche ihre letzte Ruhe fanden.
Diese räumliche Anordnung entsprach dem St. Gallener Klosterplan, der im frühen 9. Jahrhundert im Kloster Reichenau entstand und das bauliche Ideal eines Klosters beschreibt.
Das große Tor im nördlichen Querschiff bildete damals den Zugang von der Kirche zum Friedhof. Es gibt zumindest einen Hinweis, dass es wie in anderen Klöstern auch in Marienstatt ein Beinhaus gegeben hat, in den nach einer gewissen Zeit nach der Erdbestattung die sterblichen Überreste zusammengetragen wurden. Offen bleibt jedoch, wo genau dieses Beinhaus lag und in welchen Zeiten es genutzt wurde.
 Auf dem Friedhof konnten auch Laien bestattet werden, wenn sie eine enge Bindung zu den Mönchen beispielsweise als Mitarbeiter oder Angehöriger hatten. Noch heute finden sich in der Friedhofsmauer zwei steinerne Grabkreuze von bestatteten Frauen. Es handelt sich um das rechts der XII. Station des Kreuzweges befindliche Grabkreuz aus Basalttuff für Elisabet Burmanns von Limbach, die an Christi Himmelfahrt 1692 starb und am 17. Mai beerdigt wurde. Links davon ist das Grabkreuz aus Trachyt mit den Initialen „A H“, die der 1567 verstorbenen Agnes von Halle zuzuordnen sind.
Mit der Aufhebung der Abtei, dem erzwungenen Weggang der Mönche und der Umnutzung der Klosterkirche als Pfarrkirche für die Katholiken der umliegenden Dörfer zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden dort die verstorbenen Pfarrangehörigen aus den Kerngemeinden der neuen Pfarrei Marienstatt beigesetzt.
 Bestattungen fanden hier bis Mitte der 1960er Jahre statt, ehe in den einzelnen Orten die Toten auf kommunalen Friedhöfen ihre letzte Ruhe fanden. Die vorhandenen Gräber wurden nach und nach bis Anfang der 1990er Jahre eingeebnet.
Die Fläche wurde mit Gras eingesät. Ende der 1990er bzw. den beginnenden 2000er Jahren entstand auf Initiative des damaligen Pfarrers P. Theobald Rosenbauer entlang der Klostermauer ein Kreuzweg mit ausdrucksstarken Bronzereliefs. Dieser Kreuzweg beginnt bereits mit dem Abendmahl und schließt mit der Auferstehung Jesu als 14. Station. So wird das gesamte Geschehen von zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag erfasst mit den Kernaussagen Leiden, Tod und Auferstehung.

Der Friedhof selbst war nach heutigen Maßstäben äußerst schlicht ausgestattet. Eine Friedhofshalle fehlte. Die Toten wurden bis zur Beisetzung in Regelfall in ihren Wohnhäusern aufgebahrt und dann zu Requiem und Beisetzung nach Marienstatt gebracht. Wasser zum Gießen der Blumen schöpfte man aus der Nister. Besondere Probleme bereitete regelmäßig eine Beisetzung in Zeiten von Hochwasser, da dann auch das Grundwasser entsprechend stieg und sich im ausgehobenen Grab sammelte. Damit der Sarg nicht auf dem Wasser schwamm, hat man Löcher durchs Holz gebohrt.

Ein großes Holzkreuz mit einem gusseisernen Corpus ähnlich wie dem auf dem Mönchsfriedhof stand am östlichen Ende des Friedhofs. Dass es ein solches Kreuz gab, ist kaum noch jemand erinnerlich.

 P. Theobald Rosenbauer, damals Pfarrer von Marienstatt, konnte sich noch daran erinnern, nicht aber der Abt em. Dr. Thomas Denter. Das Holz des Kreuzes wurde im Laufe der Jahre langsam morsch, so dass das Kreuz entfernt wurde. Ob dies im Zuge der Einebnung der Gräber erfolgt ist oder zu einem anderen Zeitpunkt lässt sich nicht mehr feststellen. Was mit dem Korpus geschah, ließ sich lange Zeit auch nicht mehr nachvollziehen. Vor einigen Jahren wurde er jedoch in dem jetzigen Zustand Frater Bernhard Funk übergeben. Was sollte mit dem sehr schweren Korpus geschehen? Abtei und Forum fanden, es sei die beste Lösung, ihn dort wieder am einem Holzkreuz aufzustellen, wo er früher war. Die Pfarrei Hachenburg als Grundstückseigentümerin und der Ortsausschuss Marienstatt unterstützten die Idee, so dass die Wiederaufstellung zu einem gemeinsamen Projekt wurde.
Wir alle sind froh und dankbar, dass das Werk mit handwerklichem Einsatz vollendet werden konnte. Dank gilt ganz besonders Christof Leiendecker, in dessen Tischlerei das Kreuz geschaffen wurde, und Hanns-Günter Börderding, dessen Mitarbeiter in der Gartenbaufirma dafür gesorgt haben, dass das Kreuz auch fest in der Erde steht und Stürmen trotzen kann.

Möge dieses Kreuz neben den Grabsteinen und der Infostele, deren Aufstellung vor einigen Jahren auf Initiative des Forums erfolgt ist, die Besucher von Marienstatt an die frühere Nutzung des Ortes und vor allem an die hier bestatteten Menschen erinnern. Möge dieses Kreuz auch für deren Nachfahren ein Anlaufpunkt, ein Ort des Gedenkens und des Gebetes werden.


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