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vom Forum e.V.

Zum Gedenken an Altabt Dr. Thomas Denter O.Cist.


Altabt Dr. Thomas Denter O.Cist. ist am 28. Oktober 2023 verstorben. Das Forum Abtei Marienstatt trauert um einen guten Freund, tiefgläubigen Christen und bedeutenden Abt, der Marienstatt über viele Jahre nachhaltig geprägt hat.

 “Das ist meine höchste, meine wesentlichste Philosophie: Jesus kennen, und zwar als Gekreuzigten. Ich drücke ihn voll Freude an mich.“ Mit diesem Zitat des hl. Bernhard von Clairvaux und einem Foto, das die Amplexus-Szene an der Rückwand in der Eingangshalle der Abtei zeigt, hat der Konvent die Todesanzeige für Altabt Dr. Thomas Denter eingeleitet.
Christus hat seine Arme vom Querbalken des Kreuzes gelöst und beugt sich über den knienden Bernhard, der seinerseits die Arme zum Gekreuzigten emporhebt. Diese Szene steht eine logische Sekunde vor der Umarmung von Christus und Bernhard.
Bild und Zitat beschreiben sehr gut das Leben und Wirken des Verstorbenen. Er war tief in seinem christlichen Glauben verwurzelt, der jedoch für ihn nicht mit dem Kreuzestod Christi endete, sondern in der Auferstehung seine Erfüllung fand. Dieser Glaube war ihm Halt und Wegweisung.
Das Leben von Abt Thomas ist ohne Marienstatt nicht vorstellbar. Er ist in Hattert geboren und aufgewachsen. Sein Elternhaus lag rechts des Rothenbaches und gehörte damals damit zur Pfarrei Marienstatt. Die Basilika ist seine Taufkirche, in die er als drei Tage alter Säugling gebracht wurde und in der er durch den Empfang dieses Sakraments in die Kirche aufgenommen wurde. Als Kind der Pfarrei Marienstatt hat er dort seine Erstkommunion und seine Firmung begangen. In der schweren Nachkriegszeit ging er von 1947 bis 1953 an jedem Schultag zu Fuß von seinem Heimatort aus in die damalige Oblatenschule, die 1951 zum Progymnasium wurde. Von 1953 bis 1955 besuchte er das Gymnasium der Zisterzienserabtei Mehrerau in Vorarlberg und legte dort die Matura ab. Anschließend trat er 1955 ins Kloster Marienstatt ein. Von 1957 bis 1962 studierte er Theologie an der Universität Fribourg/Schweiz. Seine Studien krönte er mit einer Promotion mit dem Thema „Die Stellung der Bücher Esdras im Kanon des Alten Testamentes“. In diese Zeit fällt auch seine Priesterweihe am 29. Juni 1960 in Marienstatt zusammen mit seinen Mitbrüdern P. Theobald Rosenbauer und P. Gabriel Hammer sowie dem Himmeroder Mönch P. Pius Kohlhaas, der aus Luckenbach stammte.
Nach der Rückkehr aus der Schweiz übernahm er in dichter und zeitweise überlappender Folge eine Vielzahl von Tätigkeiten im Kloster und für die Abtei als Lehrer am Gymnasium für Religion, Griechisch und Sport, Kaplan in der Pfarrei, Novizenmeister und Prior, ehe er nach der Resignation von Abt Idesbald Eicheler am 31. Januar 1971 von seinen Mitbrüdern zum Abt von Marienstatt gewählt wurde, ein Amt, das er mit großer Tatkraft mehr als 35 Jahre bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden ausfüllte.
Abt Thomas setzte Maßstäbe als geistlicher Hirte des Konvents und durch die Übernahme einer Vielzahl von Aufgaben in der Kirche, so beispielsweise als Mitglied der Gemeinsamen Synode der Bistümer Deutschlands oder bei der Firmspendung im Auftrag des Bischofs von Limburg.

Als Abt war er der verantwortliche Träger des Privaten alt- und neusprachlichen Gymnasiums Marienstatt. Gleichzeitig setzte er bis 2000 seine Tätigkeit als Lehrer fort. Eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen begleitete und prägte er so auf dem Weg zum Abitur. In dieser Zeit wuchs die Zahl der Schüler. Das Gymnasium wurde zunehmend die weiterführende Schule für die Region um Hachenburg und darüber hinaus, während die Zahl der Internatsschüler zurückging. 1982 wurde das Internat geschlossen. Parallel dazu musste jedoch das Raumangebot entsprechend ausgeweitet werden. Mitte der 1970er Jahre entstand der neue naturwissenschaftliche Trakt. Räume, die zuvor zu Internatszwecken dienten, wurden zu Klassenräumen umgebaut. Es entstand eine neue Turnhalle und ein weiterer Klassentrakt hinter dem früheren Internat. Durch vertragliche Vereinbarungen mit dem Westerwaldkreis und dem Land gelang es ihm, die Finanzierung des Personals und der Sachkosten sicherzustellen und so eine sichere finanzielle Basis zu schaffen, ohne dass ein Schulgeld erhoben werden musste.
Während seiner Zeit als Abt übernahm der Konvent neben der Pfarrseelsorge in der früheren Pfarrei Marienstatt zeitweise auch die Seelsorge in Hattert/Merkelbach und Hachenburg. Dazu kam lange Jahre hindurch die Aushilfe bei Gottesdiensten auf der benachbarten „Trierschen Insel“.
Häufig ergriff er das Wort, wenn es galt, in der Öffentlichkeit kirchliche Werte, den christlichen Humanismus, aber auch die Belange der Region darzustellen, zu verteidigen oder einzufordern. So war er auch über den kirchlich-religiösen Bereich hinaus präsent. Wie immer trat er dort einerseits freundlich und humorvoll, aber auch verbindlich und nachdrücklich auf.
 In seiner Tätigkeit als Abt war er aber auch verantwortlich für die wirtschaftliche Gesundheit der Abtei. Diese ist in der Region ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Zu Beginn seines Abbats wurde nach großem Ringen die unrentabel gewordene Landwirtschaft eingestellt und Land und Gebäude verpachtet. Ein Großteil der Klostergebäude konnte renoviert werden, die Buch- und Kunsthandlung wurde wesentlich erweitert, die ursprünglich verpachtete Gaststätte nach erheblichen Investitionen als Brauhaus weitergeführt. Dabei wurde auch die jahrhundertealte Brautradition in Marienstatt wieder belebt. Ein besonderes Steckenpferd von Abt Thomas war die Betreuung der Wasserkraft- und Heizungsanlage. Hier kehrte er zu den Wurzeln des Ordens zurück, dessen Ziel es immer war, nachhaltig zu wirtschaften und so Gottes Schöpfung gleichermaßen zu nutzen und zu bewahren. Noch bis ins hohe Alter kümmerte er sich um diesen Bereich, den er später durch Solar und Photovoltaik ergänzen ließ. Es würde diesen Beitrag sprengen, alle Bereiche aufzuzählen, die in den 35 Jahren durch ihn und mit ihm eine gute Entwicklung nahmen.
Ein Bereich muss jedoch noch erwähnt werden. Viele Jahre hindurch trieb ihn die Sorge um den baulichen Erhalt der Basilika um. Er sah die deutlichen Zeichen des Verfalls der Bausubstanz und drängte lange Zeit hindurch beim Eigentümer des Kirchengebäudes, dem Land Rheinland-Pfalz, auf Abhilfe. Bewegung kam erst in die Sache, als er medienwirksam die Situation darstellte und das Land an seine Pflichten erinnerte. In diesen Zusammenhang fällt auch die von ihm nachdrücklich betriebene Gründung eines Unterstützungs- und Fördervereins, der sowohl die breite Öffentlichkeit mobilisieren als auch Spenden für die Abtei sammeln sollte. Unterstützung fand Abt Thomas dabei bei dem früheren Landrat des Westerwaldkreises Dr. Norbert Heinen, der seit langem enge und freundschaftliche Beziehungen zur Abtei und besonders zu ihm persönlich hatte. Beide hoben 1998 das „Forum Abtei Marienstatt“ aus der Taufe und führten es kongenial zum Erfolg. In dem Verein übernahm Dr. Heinen das Amt des Vorsitzenden. Als Abt von Marienstatt war Abt Thomas satzungsgemäß geborenes Mitglied des Vorstandes. Das Forum wuchs schnell zu einer Bürgerinitiative mit dem Ziel, das zisterziensische Erbe zu pflegen, die Abtei zu unterstützen und über die Mobilisierung der Region und darüber hinaus die Sanierung der Basilika zu erreichen.
Auch dank seiner weithin anerkannten Persönlichkeit gelang es, das Land umzustimmen. Die ab 2000 durchgeführte Sanierung der Basilika begleitete er mit großem Engagement, hoher Sachkunde und einer gehörigen Portion Klugheit.
 Als Mitglied im Vorstand „seines“ Forums setzte er neue Akzente, etwa bei der Entscheidung für neue Fenster im Hochchor und Kapellenkranz, die die Basilika in ein neues Licht tauchen und mit ihrer Helligkeit die zisterziensische Vergangenheit und Gegenwart betonen. Die barocken Chorgitter in der Kirche wurden restauriert. Sie verloren ihr tristes Aussehen und kehrten zu ihrer barocken Fröhlichkeit in Grün- und Goldtönen zurück. Die Restaurierung eines besonderen Schmuckstücks der Basilika, des Ursula-Retabels, wurde angestoßen. Dabei setzte er sich auch nachdrücklich und erfolgreich dafür ein, dass dieses gotische Meisterwerk in der Basilika verbleiben konnte und nicht in ein Museum gebracht wurde. Der Mittelrisalit am Hauptportal oder der Tafelsaal wurden nach der Sanierung zu Schmuckstücken.
Dem Vorstand des Forums gehörte er bis zum Ende seiner Amtszeit als Abt an. Anschließend wählte die Mitgliederversammlung ihn wegen seiner Verdienste um Marienstatt und das Forum zum Ehrenmitglied.
Auch in dieser Zeit brachte er sich sachorientiert und segensreich in die Arbeit ein. So hat er Projekte angestoßen, aber auch seine Argumente dargestellt, wenn er Bedenken hatte. Leider nahmen seine körperlichen Beeinträchtigungen ab Mitte der letzten Dekade zu, so dass es ihm nicht mehr möglich war, in seinem geliebten Marienstatt zu leben. Er fand liebevolle Aufnahme im nahegelegenen „Haus Helena“ in Hachenburg, wo er für seine Mitbewohner, solange es ihm möglich war, insbesondere auch seelsorgerisch tätig war. In dieser Zeit hat er auch die Arbeit des Forums weiterbegleitet, zuletzt bei der Darstellung der Ikonografie der früheren Chorfenster im Kapellenkranz, die heute im Flur zwischen Eingangshalle und Pfarrflügel angebracht sind. Die Texte dazu gehen maßgeblich auf ihn zurück.

 Abt Thomas war aber auch ein Mensch, der mit viel Humor, Offenheit und Bodenhaftung seinen Mitmenschen begegnete. Er liebte den Sport, hat selbst noch als Mönch (zunehmend seltener) Fußball gespielt. Bis zuletzt konnte er sich für Sportübertragungen im Fernsehen begeistern. Als er im Spätsommer dieses Jahres nach einem Schlaganfall im Krankenhaus lag und alle dachten, er würde dies nicht überleben, war er am folgenden Tag schon wieder frohgemut und schaute sich die Übertragung von der Leichtathletik-WM an, als Mitbrüder zu Besuch kamen.

Zusammenfassend bleibt mir nur festzustellen, dass Abt Dr. Thomas Denter O.Cist. in der Geschichte Marienstatts ein besonders bedeutender Abt war, der sich um die Abtei im Allgemeinen und um das Forum Marienstatt im Speziellen sehr verdient gemacht hat. Wir sind ihm zu großem Dank und Anerkennung für seinen Einsatz und seine Lebensleistung verpflichtet.
Wir haben die Gewissheit, dass Gott das wahr macht, was sich Abt Thomas als Ziel seines Lebens erhofft hat: Gott hat sich seiner erbarmt und ihn zu sich geholt hat, so dass beide einander sich voll Freude umarmen können.
Dem Prior-Administrator P. Benedikt, allen Mitbrüdern und den Familienangehörigen des Verstorbenen sprechen wir unsere tiefe Anteilnahme aus.
Wir werden das Leben und Wirken von Abt Thomas in dankbarer Erinnerung halten.

Johannes Kempf,
Vorsitzender Forum Abtei Marienstatt e.V.


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