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Baugeschichte

Zisterziensische Einfachheit und rheinische Baukunst


Die Abteikirche von Marienstatt gilt als eine der ersten rechtsrheinischen gotischen Kirchen in Deutschland und ist ein bis in unsere Zeit bewundertes Kunstwerk.

 An ihr ist zum ersten Mal das System der freischwebenden Strebebögen um die ganze Kirche herum durchgeführt. Insgesamt steht die Marienstatter Kirche zum einen in der Tradition französischer und deutscher Zisterzienserkirchen, ist zum anderen aber auch ein Zeugnis der rheinischen Baukunst. Kunstgeschichtlich kann man die Kirche der Frühgotik zuzählen. Alle Elemente der Gotik sind schon ausgeprägt: Spitzbogen, Strebepfeiler, Kreuzrippengewölbe.

Der Bau wird entsprechend dem Einfachheitsprinzip der Zisterzienser durch schlichte Architekturformen und den Verzicht auf Türme geprägt. Nur ein Dachreiter über der Vierung war zur Unterbringung von ursprünglich einer, maximal zwei Glocken gestattet. Heute befinden sich im Dachreiter vier Glocken. Die Kirche war reiner Zweckbau. Aber gerade durch die Beschränkung der Mittel trat echtes Können und bleibende Kunst hervor; es entstand ein Gotteshaus, das durch seine Formbewältigung und Linienführung ein bis in unsere Zeit bewundertes Kunstwerk blieb.

Auszüge aus der Bau- und Kunstgeschichte der Abteikirche


  • Erster Bauabschnitt

    Kapellenkranz, Chor samt Dach und angrenzende Teile des östlichen Querhauses; 1260: Errichtung der Altarmensa im Hochchor

  • Zweiter Bauabschnitt

    Fertigstellung des Querhauses und der drei östlichen Langhausjoche samt Dach. Die Masse des Bauvolumens wurde im Jahr 1300 innerhalb nur eines Jahres errichtet. Der Innenanstrich unterscheidet sich in der Nuance vom ersten Bauabschnitt.

  • Dritter und letzter Bauabschnitt

    Fertigstellung der vier westlichen Langhausjoche und erste Renovierung der älteren Teile

    Gesamtbauzeit der Kirche: 102 Jahre, aktive Bauzeit: 38 Jahre

  • Flügelaltar

    Entstehung des „Ursula-Retabels“

  • Vesperbild

    Aufstellung der Pietà („Schmerzhafte Muttergottes“, entstanden um 1410) als Vesperbild

  • Hochgrab

    Errichtung des Hochgrabs für Graf Gerhard von Sayn († 1493) und seine Gattin Elisabeth von Sierck († 1489)

  • Barockausstattung

    Ausstattung der Kirche im Barockstil. Davon sind heute noch erhalten: barocke Marmor-Altäre aus der „Hadamarer Schule“ (heute: Dreifaltigkeitsaltar, Barbara-Altar, Antonius-Altar), Weihwasserbecken, Beichtstuhl, Eisengitter

  • Sanierungs- und Renovierungsarbeiten

    Entfernung der barocken Ausstattung, Rückversetzung in den gotischen Zustand und neogotische Umgestaltung

  • Papstwappen

    Papst Pius XI. verleiht der Marienstatter Kirche anlässlich ihres 700. Weihetages den Ehrentitel „Basilica minor“ (päpstliche Basilika). Seitdem hängt über dem Eingangsportal das Wappen des amtierenden Papstes.

  • Innenrenovierung

    Verschiebung des Chorgestühls nach Westen und versetzbarer Altartisch; Anbau der „Gnadenkapelle“ an das südliche Seitenschiff der Kirche als neuer Standort der „Schmerzhaften Muttergottes von Marienstatt“

  • Orgel

    Bau der großen Rieger-Orgel

  • Gesamtsanierung und -restaurierung

    Finanzierung durch das Land Rheinland-Pfalz, in dessen Besitz die Abteikirche ist. Unter anderem Entwurf und Einbau der neuen Fenster von Wilhelm Buschulte (Unna) im Hochchor und im Kapellenkranz der Basilika (2003/2005); Restaurierung des Ursula-Retabels (2001-2008) und des Marienstatter Gnadenbildes (2004-2005) durch die Werkstatt Lutz Sankowsky; Neugestaltung der Gnadenkapelle durch Hubert Elsässer.

  • Pfarraltar

    Entwurf und Einbau des neuen Pfarraltar-Ensembles von Leo Zogmayer (Wien)



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