Besondere Klangschönheit
Die große Orgel wurde 1970 in der Abteikirche eingeweiht und ist für ihre besondere Klangschönheit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.
Gebaut wurde die Orgel von der österreichischen Orgelbaufirma Rieger und verfügt über 73 Register, IV Manuale und Pedal und über 5.000 Pfeifen. Sie steht, wie vielfach auch in Spanien und in vielen süddeutschen Klöstern, über den Stallen des Chorgestühls und begleitet täglich das Chorgebet der Mönchsgemeinschaft sowie den Gemeindegesang.
Marienstatt hat die einzige authentische spanische Batterie außerhalb der iberischen Halbinsel – Horizontaltrompeten aus dem Jahre 1732, die der Orgel barocken Glanz verleihen. Sie klingt dank Akustik und Lage über dem „Coro“ so, wie man sie auch in Spanien hören kann. Diese Trompeteria ist also ein wirkliches Original, keine Kopie oder Nachahmung.
Eine weitere Besonderheit ist, dass man um die Marienstatter Orgel herumgehen kann. Die Orgel ist einfach und klassisch symmetrisch aufgebaut und lebt ganz aus dem gotischen Raumgefüge heraus. Das Gehäuse ist wie das alte Chorgestühl aus massiver Eiche gefertigt. Ein Stahlskelett trägt die Windladen und die mechanische Spieltraktur.
Dank des hervorragenden Einsatzes der Intonateure konnte die Marienstatter Orgel im Lauf der Jahre künstlerisch und klanglich vollendet werden.
Die neue Chororgel
von Orgelbau Oppel aus Schmallenberg/Sauerland 2023/2024
Der Orgelbauer Stefan Oppel hat durch seine bisherigen klanglichen und technischen Arbeiten mit englischem Pfeifenmaterial (u. a. in der ev. Kirche Herdorf) überzeugt. Er wurde im Juni 2022 mit dem Einbau weiterer englischer Register im Choralwerk und zusätzlich mit dem Bau eines englischen Echo- und Chorwerks beauftragt.
Denn nach den guten Erfahrungen mit dem zarten Klang der Dulciana bei der Begleitung des monastischen Chorgebets vor allem in Kombination mit der Schwebung im Schwellwerk der Rieger-Orgel reifte der Gedanke, weitere Streicher und Zungen zur Komplettierung der Disposition des Choralwerks zu ergänzen. Zudem ist die oben erwähnte Dulciana mit einer seltenen Zweifach-Schwebung ausgestattet (d. h. die überschwebende Celeste und die unterschwebende Unda maris erklingen zusammen mit der reingestimmten Dulciana).
Schon Mustel verwirklichte die Zweifach-Schwebung in seinem Druckwindharmonium in Paris und ließ seine wegweisende Idee patentieren.
Eine weitere Besonderheit ist das schwellbare Röhren-Glockenspiel (Chimes) aus London (Wurlitzer/US 1929) mit 18 Noten, das dort ursprünglich im Ipswich-Theater hing.
Ein viermanualiger mobiler Spieltisch ermöglicht nun ein präzises gemeinsames Musizieren von Chor und Orgel und die Begleitung von Musikern, die im Altarraum der Kirche konzertieren.
Das bisherige Setzersystem „Sinua Castellan“ wurde erweitert bzw. mit dem größeren „System Sinua“ ausgetauscht, um mehr klangliche Möglichkeiten für den Organisten zu schaffen:
Mit dem „System Sinua“ gewinnt der Organist vollständige Freiheit im Umgang mit dem Pfeifenmaterial und erlaubt das Spielen aller Register auf allen Manualen und Pedal. Registrierebenen, neuartige Spielhilfen, Anschlagdynamik und freie Koppeln inspirieren sowohl bei der Improvisation als auch beim Literaturspiel.
Echowerk (2023)
Das Echowerk ist unterhalb des Kleinpedals auf der Rückseite der Rieger-Orgel in den Motorraum hineingebaut und wie eine Tür herausfahrbar, um den Zugang zur Traktur der Rieger-Orgel zu gewährleisten.
Als Pendant zu den Spanischen Trompeten fungiert die Small-Tuba. Sie ist keine Hochdrucktuba, sondern stand ursprünglich als „Solo-Trumpet“ in einer dreimanualigen Orgel in St. Luke in Wolverhampton (bei Birmingham) und war sowohl auf dem „Great“ wie auf dem „Choir“ spielbar. Die Konzertflöte (Walcker 1906) mit der Flötenschwebung „Flute celeste“, beide vom 8´ bis zum 2´ausgebaut, und die leise Zunge „Closed Horn“ (früher Town-Hall/Birmingham) bieten weitere reizvolle Varianten, Registerfarben der Vorder- und Rückseite der Orgel wie in einem Dialog oder als Echo erklingen zu lassen.
Chorwerk (2024)
Da in Marienstatt eine Orgelbühne fehlt, auf der ein Chor zusammen mit der Orgel im Rücken auf „Ohrhöhe“ musiziert, entstand die Idee eines fahrbaren Chorwerks, das vor dem Barock-Gitter im nördlichen Seitenschiff seine Aufstellung findet, von dem aus der Chor bei musikalischen Darbietungen in der Liturgie oder bei Konzerten adäquat begleitet werden kann.
Die Register stammen wie beim Choral- und Echowerk original aus englischen Orgeln des 19. Jahrhunderts. Bekannt sind englische Orgeln besonders durch ihre enge Verknüpfung mit der berühmten Chorbegleitungstradition der anglikanischen Kirche.
Sie sind aufgrund ihrer Aufstellung, ihrer klanglichen Konzeption, der Anlage der Obertöne und der weichen und fülligen Stütze hervorragend zur Gesangbegleitung geeignet, ohne diesen zu übertönen. Sie agieren hier wie ein wirkliches Orchester.
Die Register sind auf zwei unabhängig funktionierende Schwellwerktürme verteilt und ermöglichen so zugunsten einer ausdifferenzierten Chorbegleitung feinere dynamische Schattierungen, die zur Interpretation verschiedenster Chorliteratur musikalisch äußerst wichtig sind.
Seltenere Registerfarben wie das Registerpaar Gamba d´orchestre 8´ und Celeste d´orchstre 8´ oder das Keraulophon 8´ gehören zum abgerundeten und ebenso lebendigen Klangbild wie das tragende Salicional, das vom 16´ bis zum 1´ ausgebaut und so mittels Zugs als ein Streicher-Cornet „Cornet de Violes 3 1/5´, 2 2/3´, 2´ (ab c)“ und eine Streicher-Mixtur „Salicional Mixture 2´, 1 1/3´, 1´“ zusammenstellbar ist und als Klangkrone den typischen Orchesterklang vollendet.
Disposition
Rieger-Orgel
1969 erbaut durch Orgelbau Rieger (Schwarzach/Österreich). Intonation: Georg Jann. Prospektentwurf: George Lhote, Josef v. Glatter-Götz u. Jakob Schmid.
2006/2012 Erweiterung durch Orgelbau Romanus Seifert (Kevelaer). Intonation: Georg Jann mit Andreas Saage, Bernd Reinartz u. Jaques Hanss
I. Rückpositiv (C-g´´´)
1. Spitzgedackt
Flöte*8´
8´2. Salizional
Gambe*8´
8´3. Prinzipal 4´ 4. Koppelflöte
Flöte*
Gambe*4´
4´
4´5. Gemshorn 2´ 6. Sesquialter 2fach 2 2/3´ 7. Scharff 4fach 1´ 8. Krummhorn
Tremulant
III-I, IIIsub-I, IIIsuper-I, IV-I8´ *Transmission
II. Hauptwerk (C-g´´´)
9. Prinzipal 16´ 10. Prinzipal 8´ 11. Spitzflöte 8´ 12a. Flöte (2012) 8´ 13b. Gambe (2012) 8´ 14. Oktav 4´ 15. Rohrflöte 4´ 12b. Flöte (2012) 4´ 13b. Gambe (2012) 4´ 16. Quinte 2 2/3´ 17. Superoktav 2´ 18. Larigot 2 fach 1 1/3´ 19. Mixtur 5-7 fach 1´ 20. Cornett 5 fach (ab g°) 8´ 21. Dulzian 16´ 22. Trompete (2006) 8´ 23. Röhrenglockenspiel
I-II, III-II, IIIsub-II, IIIsuper-II, IV-IIC-H Klangplatten nach dem Vorbild der Heldenorgel in Kufstein (Walcker 1930), ab c° Röhrenglocken (35 Töne, Rest repetierend). III. Schwellwerk (C-g´´´)
24. Bordun 16´ 25. Prinzipal 8´ 26. Rohrflöte 8´ 27. Aeoline ab c° 8´ 28. Schwebung ab c° 8´ 29. Oktav 4´ 30. Blockflöte 4´ 31. Nassat 2 2/3´ 32. Hohlflöte 2´ 33. Terz 1 3/5´ 34. Mixtur 5fach 2´ 35. Hautbois (2006) 8´ 36. Trompete 8´ 37. Clairon
Tremulant4´ Zimbelspiel
IV-III, Sub III, Super IIIregulierbar IV. Brustwerk (schwellbar)
38. Holzgedackt 8´ 39. Quintade 8´ 40. Rohrflöte 4´ 41. Prinzipal 2´ 42. Quinte 1 1/3´ 43. Sifflet 1´ 44. None 8/9´ 45. Zimbel 2fach 1/4´ 46. Vox humana
Tremulant
Sub III-IV, Super III-IV8´ *Transmission
IV. Spanisches Werk / Trompeteria 1732 (C-g´´´)
Bass: 47a. Chirimia 2´ 48a. Trompeta de Batalla 8´ 49a. Bajoncillo 4´ Diskant: 47b. Trompeta magna 16´ 48b. Trompeta de Batalla 8´ 50. Clarin Claro 8´ 49b. Bajoncillo 4´ Pedal (C-f´)
51a. Untersatz (2006) 32´ 52. Prästant 16´ 51b. Untersatz (2006) 16´ 53. Subbaß 16´ 54. Oktav 8´ 55. Gedacktbaß 8´ 56. Cello (2006) 8´ 57. Choralbaß 4´ 58. Nachthorn 2´ 59. Zinke 3 fach 5 1/3´ 60. Mixtur 4 fach 2 2/3´ 61a. Kontraposaune (2006) 32´ 62. Bombarde 16´ 61b. Posaune (2006) 16´ 63. Posaune 8´ 64. Busine
I-P, II-P, III-P, IV-P, Super III-P(2012) 4´
Einzeltonwerke
Choralwerk (Baujahr 2015/2016) 2022 erweitert und vollendet, Echowerk und Solo 2023/2024 erbaut durch Orgelbau Oppel (Schmallenberg). Intonation: Stephan Oppel.
Choralwerk (C-c´´´´)
schwellbar, Westseite Rieger-Orgel65a. Choralbordun akustisch 32´ 65b. Choralbordun 16´ 65c. Choralbordun 8´ 66. Bordunschweb. ab c° 8´ 67a. Contra Salicional akustisch 32´ 67b. Contra Salicional 16´ 67c. Salicional 8´ 68. Viola celeste ab c° 8´ 69a. Dulciana
Dulciana celeste II(2016)
Gruppenzug 70a.+71.8´
70a. Dulciana celeste ab c° 8´ 71. Dulciana Unda maris ab c° 8´ 69b. Dulciana 4´ 70b. Dulciana celeste 4´ 69c. Dulciana 2´ 70c. Dulciana celeste 2´ 72. Vox humana 8´ 73a. Kontrabassklarin. akustisch 32´ 73b. Bassklarinette 16´ 73c. Klarinette
durchschlag.,
mit Windschweller8´ 74. Celesta-Harfe
Dämpfer Celesta-HarfeSkinner 1920,61 Töne 75. Chimes Wurlitzer 1929,
18 Töne, Rest repetierendEchowerk (C-c´´´´)
schwellbar, Rückseite Rieger-Orgel76a. Konzertflöte akustisch 16´ 76b. Konzertflöte Walcker 1906 8´ 76c. Konzertflöte 4´ 76d. Konzertflöte 2´ 77a. Flute celeste ab c° 8´ 77b. Flute celeste 4´ 77c. Flute celeste 2´ 78a. Small Tuba 8´ 78b. Small Tuba 4´ 79. Closed Horn
Tremulant8´ Solo (C-c´´´´)
schwellbar80a. Physharmonika 16´ 80b. Physharmonika 8´ 81. Glockenspiel Wurlitzer 1927, 49 Töne, Rest repetierend
Chorwerk (Einzeltonsteuerung)
Separates Gehäuse im nördlichen Seitenschiff
2024 erbaut durch Orgelbau Oppel (Schmallenberg). Intonation: Stephan Oppel. Prospektentwurf: Lothar D. Zickermann
Chorwerk links (C-c´´´´)
schwellbar82a. Double Open Diapason akustisch 16´ 82b. Open Diapason 8´ 82c. Principal 4´ 82.d Fifteenth 2´ 83a. Grand Bourdon akustisch 32´ 83b. Bourdon 16´ 83c. Lieblich Gedackt 8´ 83d. Flute 4´ 83e. Piccolo 2´ 84a. Major Flute akustisch 16´ 84b. Suabe Flute Prospekt 8´ 84c. Melodia Prospekt 4´ 84d. Lieblich Flute Prospekt 2´ 85a. Contra Gamba d’orchestre akustisch 16´ 85b. Gamba d’orchestre 8´ 86. Celeste d’orchestre ab c° 8´ 87a. Contra Fagott akustisch 32´ 87b. Fagott 16´ 87c. Oboe 8´ 87d. Octave Oboe
Tremulant4´ Chorwerk rechts (C-c´´´´)
schwellbar88a. Contra Salicional akustisch 32´ 88b. Contra Salicional 16´ 88c. Salicional 8´ 88d. Salicional 4´ 88e. Salicetina 2´ 88f. Salicetina 1´ Salicional Mixture III
Gruppenzug(2´, 1 1/3´, 1´)2´ 89a. Keraulophon akustisch 16´ 89b. Keraulophon 8´ 90a. Unda maris 8´ 90b. Unda maris 4´ 90c. Unda maris 2´ 91. Viol Quint 5 1/3´ 92. Viol Tierce 3 1/5´ 93. Viol Quint 2 2/3´ 94. Viol Tierce 1 3/5´ 95. Viol Quint 1 1/3´ Grand Cornet de Violes V
Gruppenzug(16´, 8´, 5 1/3´, 4´, 3 1/5´)16´ Cornet de Violes III
Gruppenzug (3 1/5´, 2 2/3´, 2´)3 1/5´ 96a. Grand Horn(akustisch) 16´ 96b. Cornopean 8´ 96c. Octave Horn 4´ 97. Orchestral Oboe
Tremulant8´
Erweiterung der Orgel
Dulciana 8´ (2016)
Die Dulciana 8´ ist ein leises historisches Register, das der Orgelbauer Peter Conacher Ende des 19. Jhds. in Mittelengland fertigte und das vornehmlich der Choralbegleitung dient (von Orgelbau Elmar Krawinkel restauriert und eingebaut).
Klarinette 8´ (2015)
Die durchschlagende Klarinette hat einen eigenen Windschweller. Ihr klangliches Vorbild ist das der amerikanischen Orgelbaufirma Skinner und steht zusammen mit der Celesta-Harfe (2006), dem Choralbordun 8` (2015) und der Bordunschwebung 8` (2015) in einem schwellbaren Gehäuse an der Westseite der Orgel. Letztere Bordun-Register sind vornehmlich für die Choralbegleitung beim Chorgebet der Mönche gedacht. Diese Arbeiten wurden von unseren Marienstatter Intonateuren Bernd Reinartz und Andreas Saage (jetzt Orgelbau Klais/Bonn) erstellt.
Flöte und Gambe (2012)
Das Hauptwerk (II. Manual) wurde noch um zwei fehlende Grundstimmenfarben bereichert:
eine überblasende Flöte 8´(mit 4´ Extension) und eine Gambe 8´ (mit 4´ Extension), die zudem auch auxiliar vom I. und IV. Manual gespielt werden können, schaffen nun mehr klangliche Möglichkeiten.Glockenspiel (2012)
Das Glockenspiel, hinter der Orgel zwischen dem Hauptwerk und den neuen Bassregistern platziert, besteht aus 37 bronzenen Röhrenglocken in der Mittellage und 12 gegossenen Klangplatten in der Basslage.
Pate standen dazu die Klangplatten aus der historischen „Heldenorgel“ der Orgelbaufirma Walcker/Ludwigsburg in Kufstein/Tirol von 1930.
Es ist das erste Glockenspiel dieser Art, das seitdem in eine Kirchenorgel eingebaut worden ist.Sinua Castellan (2012)
Steuerung einer Vielzahl von Spielhilfen: Setzerkombinationen in nahezu unbegrenzter Zahl, frei definierbare Koppeln (d. h. Melodie / Bass / beliebiges Intervall), personalisierte und berührungsfreie Einschaltung der Orgel etc.
Celesta-Harfe (2006)
Die Celesta-Harfe ist historisch und wurde um 1920 von der bekannten amerikanischen Orgelbaufirma Skinner erbaut und 2006 in Deutschland vollständig restauriert. Das Register umfasst 61 Noten. Die spezielle Traktur wird durch ein eigenes Hochdruckgebläse elektropneumatisch angesteuert und ist zudem mit einer Nachhalldämpfung ausgerüstet. Die Celesta-Harfe hängt unmittelbar neben der Orgel hinter dem Chorgestühl an der Westseite in einem Schwellkasten.
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